Sie kennen den Plot vielleicht aus dem bildgewaltigen Film mit Ben Kingsley: Mose führt die Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft in die Freiheit. Es ist eine Geschichte voller Dramen und Wunder aus dem Alten Testament der Bibel. Bei allen großartigen Erfahrungen mit Gott ist sie nicht frei von allerlei Irrungen und Wirrungen. Im Neuen Testament wird an diese Geschichte noch einmal erinnert und gemahnt: "Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht wie es geschah“. Also so, wie es damals geschah, als die Israeliten auf ihrem langen Weg durch die Wüste trotz aller Wunder aufhörten, Gott zu vertrauen. Sie konnten nicht mehr glauben, dass es ein gutes Ende nehmen würde. Und in allem Zweifel war dann sogar das selbst gebaute Goldene Kalb vertrauenswürdiger als der so fern erscheinende Gott. Seine Stimme verhallte als leises Säuseln und viele wurden gegenüber Gott sogar komplett taubstumm.

Was mich bewegt: Mose blieb hellwach und aufmerksam. Er konnte Gottes Stimme hören, weil er ihm sein Ohr und sein Herz zuwandte. Die Stimme aus dem Off – für ihn war sie die verlässliche Gegenwart Gottes, der auf dem Weg vorausgeht.

Kennen Sie die Stimme Gottes? Ist sie unüberhörbar laut oder eher verhalten wie ein leiser Wind?

Sachte, bestimmend und väterlich stelle ich mir seine Botschaften gern vor, wenn ich einen Rat brauche. Also in der Theorie. In der Praxis stehe ich allerdings ratlos im Autohaus und möchte eine gute Preis-Leistungs-Entscheidung treffen. Sollte ich dann plötzlich eine Stimme hören, würde ich eher zum Arzt gehen, als darauf zu vertrauen, dass Gott mir von dem roten Auto abrät, auch wenn es eine wirklich schöne Farbe hat ... Nein, ein blödes Beispiel, Gott verschwendet sicher keine Zeit für Luxusprobleme. Aber Sie wissen sicher, was ich meine.

Gott gibt Rat, Trost und Kraft bei existenziellen Problemen: Krankheit, Krieg, Einsamkeit, Schulden... . Ich denke, er spricht häufig indirekt zu uns, indem er helfende Menschen schickt, Chancen aufzeigt und Kraft zum Durchhalten gibt. Unsere Aufgabe ist es nur, das Herz dafür offen zu halten - eben nicht zu "verstocken".
Gott schenkt uns jeden Morgen einen neuen Tag und zum Glück bekommt nicht jeder so große Aufgaben, wie Moses. Aber wir sind mit unseren großen und kleinen Aufgaben Teil seines Plans. Und nicht jeder hört Gottes Stimme direkt, aber mit offenem Herzen können wir seine Hilfe und Geschenke spüren und uns daran erfreuen. 

Annett Bohse-Sonntag, Öffentlichkeitsarbeit Kirchenkreis Egeln