Andacht zum 12. Sonntag nach Trinitatis

Andacht zum 12. Sonntag nach Trinitatis

Andacht zum 12. Sonntag nach Trinitatis

# Andacht

Andacht zum 12. Sonntag nach Trinitatis

An Robin 

Hallo lieber Robin, ich denke viel an Dich. Du bist gerade 20 Jahre, liegst seit Wochen im Krankenhaus. Hast so viele Operationen hinter dich bringen müssen. Und es ist jedes Mal so knapp, so beängstigend für dich, deine Familie. Ein Durchwachen der Nacht, ob du es schaffst. 
Manche fragen: wo ist Gott. Warum macht er nichts? Ich gebe zu: in solchen Momenten wünsche ich es mir auch von Herzen, dass er all das Leid, all den Schmerz nimmt und es dir wieder gut geht und du mit den anderen am See sitzt. Es ist unfair, dass du das alles durchleben musst. Aber du bist nicht allein und du bist auch nicht Gott-verlassen. Er ist neben dir, an deiner Seite und lässt dich nicht allein. Vielleicht denken manche, das ist zu wenig. Ich finde das ganz viel. Es ist so schwer bei jemanden zu bleiben, dem es nicht gut geht. Es ist so hart, daneben zu stehen, scheinbar nichts machen zu können. Zu hoffen – für sich selbst und für dich und zu warten. Dieses verdammte Warten, dass es endlich besser wird, die Wende kommt. Dann sitzt man da, weiß nicht, was man sagen soll. Alles ist so banal und was ich dir erzähle: macht dich das traurig, weil du es nicht hast oder willst du es unbedingt wissen, um die Normalität zu spüren? Wegrennen und ausblenden, sich dem Lachen zuwenden, wäre leichter. Manche können das auch nicht aushalten. Freunde halten Kontakt, aber es wird weniger mit den Wochen. Es ist schwer, zu bleiben.

Aber andere bleiben. Deine Mama. Sie ist so kraftvoll. Sie kann gar nicht anders als bei dir sein. Weil sie dich liebt. Unendlich liebt. Sie ist ein Ebenbild Gottes, die dir zeigt, wie Liebe fühlbar, sichtbar und voller Kraft und Stärke ist. Und durch sie kannst du hoffentlich auch spüren, dass Gott neben deinem Bett sitzt.

Er kann dich auch nicht loslassen, weil er dich liebt. Deshalb geht er nicht weg.

Ich wünsche und hoffe so sehr, dass du seine Nähe wahrnehmen kannst. Geh davon aus, vertrau, dass er da ist. Und dann schöpf aus ihm. Er wird dich begleiten in jeder Minute, egal was kommt. Für mich ist das eine große Sicherheit und beruhigt mein Herz. Es fühlt sich friedvoller an. Oder wird es wieder, wenn ich wieder Angst kriege und wenn ich auch wieder wütend werde, weil es so ist, wie es ist. Und diesen Gott einfordere, der handelt. Und aushalten muss, dass er handelt, wie er will und kann.

Ich will manchmal bei meinen Kindern auch eingreifen, für sie handeln, sie beschützen, sie bewahren, aber kann nicht. Sie müssen ihre Wege gehen. Ihre Entscheidungen treffen. Mein Handeln besteht im Dasein, wenn sie zurückkommen, wenn sie meine Hilfe brauchen. Vielleicht geht es Gott ähnlich.

Mein lieber Robin, vertraue auf Gott und auf dich. Ich bete für dich und euch und weiß, dass Gott bei dir ist und dir auch hilft. Ganz bestimmt. Bewahre dir Hoffnung und Zuversicht.

Deine Anne

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