Andacht 5. Sonntag nach Trinitatis

Andacht 5. Sonntag nach Trinitatis

Andacht 5. Sonntag nach Trinitatis

# Andacht

Andacht 5. Sonntag nach Trinitatis

 „Fahre hinaus, wo es tief ist“: Es erfordert Mut und Vertrauen, etwas zu wagen, auch wenn die Erfahrung dagegenspricht. Das ist laut der Internetseite Kirchenjahr-evangelisch.de die Kernaussage des Sonntagsthemas. Jesus sagt es zu Petrus, der daraufhin ein Glaubenswunder erlebt. Und noch andere biblische Helden fallen mir ein, die mutig losgehen ins Neue, Unbekannte. Und die dann auch Abenteuer erleben mit Gott, großartige Geschichten, die seit Jahrtausenden erzählt werden. Noah, oder Abraham, dessen Verheißungs-Startschuss auch zu den Sonntagstexten gehört.
Aber hat Noah gesagt „Freunde, ich bau eine Arche, hat jemand Lust mitzukommen?“ oder Abraham „Komm, Sara, lass mal weggehen hier, ich brauch einen Tapetenwechsel“? Auch Petrus ist mit seinem Fischerboot nicht rausgefahren, weil er es für eine gute Idee hielt. Im Gegenteil, er sagt zu Jesus: „Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“ Allein der Wagemut macht aus diesen biblischen Berühmtheiten noch keine Helden. Gottes Wort und sein Ruf ist jeweils die Initialzündung. Der vorbildhafte Mut entsteht im Gehorsam gegenüber diesem Ruf. Das klingt zwar recht altbacken, ist aber vor allem bei den besonderen Weggabelungen des Lebens das wahrhaft revolutionäre: Gottes Ruf hören. Auch Dietrich Bonhoeffer richtet zu Beginn seines Buches „Nachfolge“ den Scheinwerfer auf eine eher unspektakuläre Episode: Jesus sah einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. (Mt 9,9). Jürgen Henkys dichtet im unbekannteren der beiden Wochenlieder: „Der durch die Welt geht und die Zeit, ruft nicht, wie man beim Jahrmarkt schreit. Er spricht das Herz an heute, und sammelt seine Leute. Er will uns alles geben, die Wahrheit und das Leben.“ (EG 313). Wir sehen ja diesertage immer wieder Fußballhelden, die mutig vorangehen und alles geben.
Nicht jeder mutige Zweikampf führt zum Ballbesitz und nicht jede mutig aufgebaute Torchance zum Treffer. Aber wenn schon der Fußballtrainer zu Höchstleistungen anspornen kann, wieviel mehr dann Jesu Ruf „Fahre hinaus, wo es tief ist“! Dieser Ruf ist in der Alltagshektik nicht leicht wahrzunehmen, führt uns aber zu kleinen Alltagsglaubenswundern. So wünsche ich uns für die kommende Woche Ruheinseln um diesen Ruf Jesu zu hören, ein beherztes Dein-Wille-Geschehe (mit der Gottesdienstgemeinde oder für sich gebetet) und ein frohgemutes Losgehen.

Ihr Philipp Popp
Kantor aus Aschersleben

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