02/08/2024 0 Kommentare
Andacht zum 10. Sonntag nach Trinitatis
Andacht zum 10. Sonntag nach Trinitatis
# Andacht
Andacht zum 10. Sonntag nach Trinitatis
Die Nummer eins der Woche
Wieso heißt der Mittwoch eigentlich Mittwoch? Zählen Sie mal nach: Montag – Dienstag – Mittwoch – der mittlere der sieben Wochentage ist der Donnerstag, schon mal bemerkt?
Seit Jahrtausenden wurden die sieben Tage der Woche nach Gottheiten bzw. Gestirnen benannt, ws damals praktisch dasselbe wr. Beim Sonn- und Mon(d)-Tag können wir das heute noch leicht sehen. Dienstag, so habe ich gelernt, geht auf einen Beinamen des Gottes Mars zurück, dem der Schutz der Volksversammlung, des Things, zugeschrieben wurde.
Und Mittwoch? Zugunsten dieser Bezeichnung wurde Wotan/Odin mit dem Einzug des Christentums als Namensgeber in den Ruhestand geschickt. Denn bis 1969 (im Westen 1975) hat die Woche offiziell mit dem Sonntag begonnen – Mittwoch war „Halbzeit“ . Der Name Donners-Tag kommt vom donnernden Gott Thor/Donar. Hinter Freitag steckt die Göttin Freyja. Der Name Sams-Tag für denselben Wochentag dagegen verweist, etwas versteckt, auf den jüdischen Sabbat-Tag. Der norddeutsche Sonn-Abend für den Tag vor Sonntag ist quasi eine Vorform unseres Wochenendes.
Ich nehme den Sonnabend in der modernen Arbeitswelt als den freien Tag wahr, den die Berufstätigen sich sozusagen verdient haben. Den können wir uns leisten, weil es die wirtschaftliche Lage erlaubt. So etwas wie eine Belohnung für eine Woche voll Fleiß - auch wenn klar sein muss, dass den Preis für unseren Wohlstand weltweit Viele mit zahlen, oftmals ohne freien Tag.
Den Sonntag jedoch empfinde ich als echtes Gottesgeschenk. Die Nummer eins der Woche wurde vor Jahrhunderten zum Feiertag erklärt, weil der Bibel nach an diesem Tag Jesus Christus auferstanden ist. Jeder Sonntag soll also ein kleines Ostern sein. Für mich veranschaulicht diese Tradition sehr schön den christlichen Glauben: Was jemand wert ist, zeigt sich nicht am Ende als Wochen-, Jahres- oder Lebensbilanz, sondern dieses Gottesgeschenk steht von Anfang an fest. Für alle, unterschiedslos.
Mir bedeutet es ungeheuer viel, dass ich meine Woche auf diese Weise gestärkt beginnen kann und nicht stets bangen muss, ob ich am Ende gut genug war und meinen Platz bei Gott und den Menschen verdient habe. Kann ich nicht, brauche ich nicht - den habe ich schon. Es gibt übrigens noch eine solche Tradition: Schon kleine Kinder zu taufen und nicht erst abzuwarten, bis jemand „soweit ist“. Beides, die Taufe und der Sonntag, kann mich durch lange, herausfordernde Tage und Jahrzehnte tragen. Von Anfang an.
Ihr Hartwig Janus, Pfarrer in Aschersleben
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