In der Kirche ist es schon dunkel, als sich im Juli acht Menschen treffen, um in einer Nacht alle Psalmen der Bibel zu lesen. „In den Psalmen ist das ganze Leben abgebildet: Liebe, Dankbarkeit, aber auch Trauer, Wut und Hass ...“, erklärt Pfarrer i.R. Thomas Weigel. „Psalmnächte wurden früher als Frömmigkeitsübung durchgeführt.“, führt er weiter aus. Er ist der Initiator dieser Lesung und der Einzige in diesem kleinen Kreis, für den diese Erfahrung nicht neu ist. Ein klares Ziel - außer den gesamten Psalter „zu schaffen“ - gibt es für die Teilnehmer diesen Abends nicht. Den meisten geht darum, die klaren, mitunter auch kämpferischen Worte der zum Teil 4.000 Jahre alten Schriften auf sich und in Gemeinschaft wirken zu lassen. 

Kurz vor 22 Uhr ist im Chorraum der St.-Georg-Kirche von Langenweddingen alles vorbereitet: Ein Tisch mit Bibeln und brennenden Kerzen steht dem Altar zugewandt und die Stühle sind mit Kissen bequem gemacht. Die Stimmung ist feierlich und Weigel gibt letzte Instruktionen. Immer zwei Teilnehmer lesen eine Stunde lang im Wechsel die Verse. Nach jedem Psalm wird gemeinsam gebetet „Ehre sei dem Vater ...“. Von drei bis vier Uhr gibt es eine Pause und morgens um sechs ein gemeinsames Frühstück.

Die Teilnehmer lesen frei von Eile und mit eigener Intonation. „So eine Stunde geht leider viel zu schnell vorüber!“, resümiert Pfarrer Johannes Hesse, der mit Annett Bohse-Sonntag die „erste Schicht“ übernahm. Teilnehmerin Katja Scholz berichtet, dass „... das Beten der Psalme die ganze Nacht - egal ob aktiv oder im Dabeisein - etwas mit dem Bewusstsein gemacht hat und Prioritäten sich ganz neu zeigen.“  

Wenn Sie in Ihrer Gemeinde auch eine Psalmnacht durchführen möchten, steht Ihnen Pfarrer i.R. Thomas Weigel gern unterstützend zur Seite.