02/07/2024 0 Kommentare
„Mehr Licht“,
„Mehr Licht“,
# Andacht
„Mehr Licht“,
...dass sollen die letzten Worte des Dichters Johann Wolfgang von Goethe gewesen sein. Ob er dieses tatsächlich gesagt hatte, ist umstritten. Warum mehr Licht? Wollte er besser - oder mehr sehen, weil es um ihn dunkel oder unklar wurde? Wollte er vielleicht die Wärme der Sonnenstrahlen spüren?
„Mehr Licht!“ Ich wünsche es mir so sehr! Licht was die großen und kleinen Schatten vertreibt und so das Leben leichter und schöner macht. Die aktuelle Situation in unserem Land ist alles andere als glänzend. Die Menschen sind umtrieben von verschiedensten Ängsten. Es geht um Wohlstand(ssicherung), Frieden, Klimaschutz und Zukunftssicherheit. Die berechtigten Sorgen und die damit einhergehende Unzufriedenheit und Unsicherheit transportieren die Bürgerinnen und Bürger durch Umfragen und Demonstrationen. Die unterschiedlichen Interessengruppen kämpfen um Gehör und Mehrheiten für ihre Lösungen. Ich nehme wahr, dass sich dabei ein dunkler Schatten, in Form des Rechtsextremismus, in unserem Land ausbreitet. Sorgenvoll schaue ich auf unsere Geschichte. Im Blick, die junge Weimarer Republik - die erste Demokratie auf deutschen Boden. Sie scheiterte an verschiedensten Faktoren. Mit dabei die seinerzeitige Weltwirtschaftskrise, eine enorme Inflation und Arbeitslosigkeit. Ein perfekter Boden für das Angebot einfacher Lösungen. Durch geschicktes Agieren der Nationalsozialisten wurde aus der Demokratie eine Diktatur. Das Volk hatte den ausgelegten Köder geschluckt und am Ende sehr bitter bezahlt. Und das Schrecklichste daran, die ganze Welt zahlte einen ungeheuer hohen Preis für unsere „einfachen“, antisemitischen und extremistischen Lösungen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es der breite Wille unserer Bürgerinnen und Bürger ist, dass solche oder ähnliche Zeiten wieder anbrechen. Bei allem verständlichen Frust über Regierungshandeln dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren, dass der rechte Rand breiter wird und seinen Schatten vergrößert.
„Mehr Licht“ ist daher mein Wunsch! Ich freue mich über Lichtbilder von Menschenmassen, die gegen die Gefahr des Rechtsextremismus friedlich auf die Straßen gehen. Sie machen mir Hoffnung und Mut für unsere Demokratie. Ich wünsche uns allen, dass wir unsere Sorgen und Nöte von allen Seiten intensiv beleuchten und dabei verantwortbare Lösungswege entdecken. Ich wünsche mir ein Licht, das die Schatten und die Finsternis vertreibt. Ein Licht, das Wärme und Zuwendung spendet und dass wir in unserem Land – in einem demokratischen und wertschätzenden Diskurs –Lösungen schaffen.
Ihr Erik Hannen, Präses der V. Kreissynode des Kirchenkreises Egeln
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