Fastenzeit

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# Andacht

Fastenzeit

Stell dir vor, dir wird ein Stück Torte oder ein schönes Schnitzel angeboten und du greifst nicht zu. Stell dir vor, einer will dir ein Bier reichen und du sagst ganz entgegen deinen Gewohnheiten: Nein, danke. Stell dir vor, du lässt Handy und Fernseher den ganzen Tag aus und gehst nach der Arbeit stattdessen einfach so spazieren oder spielst Mensch-ärgere-dich-nicht mit deinen Kindern. Stell dir vor, du kaufst beim nächsten Esseneinkauf nichts außer Obst und Gemüse. Wie wäre das? Freudlos, sinnlos und langweilig? Echt schwer durchzuhalten, wenn man es länger als einen Tag versucht? Manch einer nimmt sich vor, ab Aschermittwoch auf Alkohol, Zigaretten, Süßes, Fleisch oder Medienkonsum zu verzichten. Ostern, immer am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond, mit der 7wöchigen „Fastenzeit“ davor, liegt in diesem Jahr früh. Es ist eine freiwillige Gelegenheit zu versuchen, für ein paar Wochen Angewohnheiten, die uns auf Dauer nicht guttun, einmal bewusst bleiben zu lassen. Zu merken, dass ich das kann: verzichten. Nicht weil ich es muss, sondern weil ich es will. Nicht abhängig von liebgewordenen Gewohnheiten sein, sondern merken, dass es auch ohne geht. Dass ich frei und selbstbestimmt bin: Diese Woche nicht. Ich muss nicht alles, was ich kann. Und ich könnte sogar gewinnen, nämlich neue Erfahrungen: Mich erleichtert zu fühlen, wenn ich weniger fett und süß esse. Vielleicht sogar von einer Sucht loskommen, die teuer und ungesund ist? Oder jedenfalls einmal merken, wie es ohne sein könnte. Mehr Zeit für meine Mitmenschen, für mich selbst und für Gott zu haben. Ja, auch das steht ursprünglich dahinter. Mehr Offenheit für Gott ohne all die täglichen Ablenkungen unseres Lebens? Fasten und beten mitten im Alltag? Sich in einen festen Tagesrhythmus fallenlassen, Zeit für Gott zu haben, in der Bibel zu lesen. „7 Wochen ohne“ kann man aber auch umdrehen: 7 Wochen mit Spaziergang, mit täglichem Lächeln, mit freundlichen Worten. „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“ heißt eine Fastenaktion der evangelischen Kirche in diesem Jahr. Nicht für sich zu bleiben, sondern Brücken zu bauen zwischen Menschen, Meinungen, Ländern… das ist heute wieder so aktuell und nötig geworden. Die Wochen vor Ostern sind eine Chance, sich bewusst zu machen, was ich gerne selbst ändern möchte und bei mir damit anzufangen.

 

Von Catharina Janus, Pfarrerin in Cochstedt, Schneidlingen, Groß Börnecke, Winningen, Wilsleben und Aschersleben

 

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