02/07/2024 0 Kommentare
Andacht an Judika
Andacht an Judika
# Andacht
Andacht an Judika
Basta! So endete das Lied, das wir letztens gesungen haben. Basta, dieses spanische Wort, mit dem zum Ausdruck kommt, dass es genug ist, so wie im Gerichtsprozess das Urteil den Schlusspunkt setzt. Das jemand bei meinen Gedanken zu dem Text erstmal „Pasta“ verstand, mag an der Aussprache, der Entfernung, oder dem knurrenden Magen gelegen haben. Da, wo im Spanischen „basta“ steht, übersetzt der deutsche Text „Amen“. Im Taizé-Lied heißt es: „nichts soll dich ängsten, nichts soll dich quälen: Dich trägt Gott. Amen“. Ermutigende Worte – doch manche Situation sind eben nicht einfach zur Seite gelegt. Nicht jedes „basta“ lässt die Beteiligten eines Konfliktes zufrieden zurück. Und nein, auch ein „Amen“, ein „so soll es sein“, lässt sich nicht nach jedem Gebet beherzt mitsprechen.
Wenn im Gericht ein Urteil gesprochen wird, gehen die einen befreit aus dem Saal, andere hören ihre Verurteilung auf der Anklagebank. „Ohne meinen Anwalt sage ich jetzt mal nichts“ – ein Satz, den wir nicht nur aus den unzähligen Filmen kennen, in denen allabendlich Mordfälle und Straftaten zur Unterhaltung dienen. Der Anwalt soll dafür sorgen, dass Anklagen aus der Welt geräumt werden. Da wird die Fürsprache gesucht, jemand, der die Vermittlung schafft, an die Seite des Angeklagten tritt.
„Schaffe mir Recht, Gott“, so beginnt der Psalm 43, der morgen in Kirchen gelesen wird, am Sonntag Judika, mit dem die Passionszeit Fahrt aufnimmt. Die Geschehnisse um Jesu Weg ans Kreuz, seine Verurteilung, sein Tod rücken in den Fokus. In einigen Kirchen wird dazu alles verhüllt, was österlich erscheinen mag. Damit das Licht aufleuchten kann, wird das Dunkel besehen und betont. Um den Freispruch zu hören, wird zunächst die Anklage benannt. Dabei kommen wir nicht an der Schuldfrage vorbei, ebenso wie an dem Zuspruch von Recht und Gerechtigkeit. Der Beter in Psalm 43 weiß, dass in seiner Situation, ob in seinen zwischenmenschlichen Beziehungen oder seiner Gesundheit, sein Latein am Ende ist. Hilfe und Kraft können nur von außen kommen. Daher ruft er nach Gott, betet. So wie Jesus später am Kreuz. Auch die Frage nach dem unerklärlichen Warum spart Jesus nicht aus. Gerade dann, wenn alles dunkel und verhüllt erscheint. Der Mensch befiehlt sich in Gottes Hände, vertraut ihm seine Sache an. In auswegloser Situation, wenn kein Licht zu sehen ist, braucht es verlässliche Partner an der Seite. Der Beter findet diesen Partner bei Gott. Von ihm erhofft er Licht und Wahrheit. Gottes Licht erhellt die Nacht. Auch heute. Er führt ins Leben. Hinaus in die Weite.
Pastorin C. Sokolis-Bochmann, Ev.-Freik. Gemeinde Schönebeck, SCHALOM-Haus
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