02/07/2024 0 Kommentare
Andacht an Kantate
Andacht an Kantate
# Andacht
Andacht an Kantate
Ich bin getauft.
Und heute...? 51 Jahre später...?
Viele Eltern lassen im christlichen Verständnis und Selbstvertrauen ihre Kleinkinder taufen, um sie in die christliche Gemeinschaft einzuführen. Und später distanzieren sich diese Kinder selbst von der Kirche.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft sind die persönlichen Überzeugungen gegen den Glauben an Gott und die Unzufriedenheit mit der Kirche gerichtet. Manchmal ist es aber auch einfach der Mangel an Interesse. Der Glaube an Gott ist dann nicht mehr relevant und kommt einen bedeutungslos vor. Den Eltern fällt es schwer, wenn die Kinder ihre eigenen Wege gehen. Aber junge Menschen wollen eigene Antworten finden.
Solche Situationen sprechen auch meine eigenen Zweifel an. Ich wurde von meinen Eltern als Kind getauft. Und heute? 52 Jahre später...? Manchmal möchte ich zu gerne mal in mein Gespräch (Gebet) mit Gott schauen. Wie viele Sätze, Worte, Seufzer, Fröhliches, Geweintes, Verborgenes, Verzweifeltes und dankbares habe ich nicht schon alles ihm erzählt (gebetet)?
In 52 Jahren dürften da doch einige Seiten zusammenkommen. Und so ähnlich wie die unterschiedlichen Abstände archäologischer Erdschichten Fragen aufzeigen, gibt es Situationen, wo ich unerklärlich und stumm bleibe. In meinem Leben gibt es Phasen und Zeiten, in denen ich mich bewusst von der Kirche abgewendet habe. Hier blende ich bewusst die DDR und den autoritären Staat der bewusst die religiöse Praxis unterdrückt hat, aus. Mein Wochenendberichte montags in der Schule handelten oft von schönen Gemeindefesten, Konzerten, Menschen und Musik. Für meine Mitschüler/innen klang das wie von einem anderen Planeten.
Fragen bleiben jung. Antworten altern rasch (Kurt Marti)
Sich darüber klar zu werden, dass ich meinen Gott alles fragen und erzählen kann, eröffnet mir eine tiefe flexible und dynamische Freiheit (zu denen Atheisten vielleicht auch ohne Lebens-Umwege viel schneller kommen?).
Ich bin Christ. Was ist mein Verständnis von mir selbst?
Welche theologischen Ansätze können mir weiterhelfen?
Erzählen ich anderen von meinen Glaubens-Erfahrungen und Zweifeln?
Wie gehe ich mit dem Phänomen der gesellschaftlichen Entkirchlichung um?
Wie könnten Gespräche zwischen Christen und Atheisten aussehen?
Gott schreibt: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit, lasst euch nicht das Joch der Knechtschaft auflegen!“ Ein starker alter Satz aus der Bibel als Antwort auf junge Fragen.
Bitte lesen Sie die Zeilen weder pädagogisierend, dogmatisch noch mahnend. Hier schreibt ein Mensch, der es selbst nicht besser weiß. Aber hier schreibt auch ein Mensch der MIT Gott spürt, dass sein Leben, trotz so mancher Achterbahnfahrten und vieler schöner Glaubenserfahrungen sich richtig anfühlt und mit Gott verbunden ist.
Letztendlich liegt es an jedem einzelnen, für sich selbst zu entscheiden, was er oder sie als wahr und richtig ansieht. Gott ist für mich kein Beweis, sondern eine Frage meines persönlichen Glaubens. Glaube schafft Leben.
Carsten Miseler, Ihr Kreiskantor im Kirchenkreis Egeln
Kommentare