„Entschuldigung. Kann nicht. Café unter Wasser.“

„Entschuldigung. Kann nicht. Café unter Wasser.“

„Entschuldigung. Kann nicht. Café unter Wasser.“

# Andacht

„Entschuldigung. Kann nicht. Café unter Wasser.“

Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin telefonieren. Wir hatten uns das schon lange ausgemacht. Aber sie war einfach nicht ans Telefon gegangen, dann kam diese Nachricht und dazu ein Foto. Draußen das Wasser mehr als Knöchelhoch, drinnen Leute, Eimer, Lappen und alle beschäftigt. Auf dem Tisch sitzt ihr kleiner Sohn, sein Gesicht fiebrig und fragend. Sie schreibt, dass sie nicht weiß, wie sie zurückkommt, die Straßen sind teilweise gesperrt. Ich schreibe, dass sie gut nach Hause kommen soll und es bei uns unendlich trocken ist. 

Einen Moment habe ich jedoch gehadert, ob ich ihr das wirklich schicken kann. Was nützt es einem Menschen, der vor Wasser nicht mehr weiß wohin, zu wissen, dass es wo anders dringend gebraucht wird. Mir hat ein Bekannter gesagt, wie sehr es ihn nervt, wenn man über das Wetter redet. Es sei doch so müßig und würde nichts bringen. 

Ich hingegen rede gerne über das Wetter. Zwar bestimmt es bei mir nicht das Gespräch, ich bin ja auch kein Meteorologe oder Sturmjäger, aber besonders bei einer solchen Wetterlage wie in der letzten Zeit gehört es einfach dazu. Es ist für mich nicht belanglos sich über das Wetter auszutauschen und manchmal wird daraus ein sehr persönliches Gespräch. 

Wer hat die letzten Nächte schlecht geschlafen, wer liebt seinen Garten und verzweifelt an der Trockenheit, wer ist wetterfühlig und wem ist es endlich warm genug. 

Ich selbst schaue mir gern die Wolken an und den Flug der Schwalben, aber in letzten Tagen haben die mich enttäuscht. Es gab Momente, da dachte ich, jetzt kommt der Regen, und freute mich auf sein Prasseln und leichtes Donnergrollen. Aber nichts da, drumherum schüttete es und bei uns war es trocken. 

Vielleicht war es auch das, was meinem Bekannten damals nicht gefiel. Bringt das Wetter langen Regen, stöhnt man über den Regen, bringt es anhaltende Hitze, dann stört einen die Hitze und wird es zwischendurch kühler, ist es zu kalt. 

Trotzdem, über das Wetter reden hat etwas Verbindendes. 

Man könnte sagen, es ist der kleinste gemeinsame Nenner und anders als bei der Frage nach dem Wohlbefinden, kann man hier nicht einfach nur einsilbig positiv antworten. Nein, das Wetter bedarf schon weiterer Ausführung und lässt Raum für tiefergehendes. Das Wetter schafft Gemeinschaft. 

Bei meiner Freundin haben alle ihr Bestes gegeben, dem Wasser Herr zu werden und „ihr“ Café zu retten. Hier hoffen wir gemeinsam auf den Regen. Anders gesagt: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal 6,2)

Pfarrerin Martina Grigutsch

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