Jetzt hilft nur noch Beten

Was für ein Durcheinander – bei uns, in der Welt … und überhaupt. Im letzten SPIEGEL (Nr. 46/2024) gab es einen Artikel mit dem bezeichnenden Titel „Der schlimmste Moment in der Geschichte der Republik“, in dem ein Topökonom erklärte, was nun nach dem Wahlsieg Trumps und dem Auseinanderbrechen der Koalition helfen würde. Und er hat mit vielem, was er da sagt, sicher Recht.

Mir drängt sich allerdings immer öfter der Gedanke auf: „Jetzt hilft nur noch Beten“!Und angesichts der Neuwahlen im nächsten Jahr ... Was liegt da näher als das Neujahrsgebet von Pfarrer Kappen aus Münster?

Vielleicht kennen Sie es sogar.
Herr, setze dem Überfluss Grenzen
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen
und auch Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
Und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
Und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen
Aber nicht sofort!

Dieses tolle Gebet stammt tatsächlich aus dem Jahr 1883 und ist wohl aktueller denn je! Es ist weniger eine „Handlungsanweisung an den lieben Gott“, als vielmehr ein ironisches Innehalten, ein Sich-selbst-in-Frage-stellen. Und ich bin irgendwie an diesem „Aber nicht sofort!“ hängen geblieben. Denn VORHER liegt ja wohl noch einiges an: (Meinetwegen sollte ich auch über mein Konsumverhalten nachdenken!) Aber vor allem könnte ich dafür eintreten, dass möglichst viele ein lebenswertes und gutes HEUTE haben. Ich sollte mich fragen, ob ICH denn ehrlich und wahrhaftig bin, wie ich mit anderen (die anders ticken als ich) umgehe? Wie ich mit ihnen oder über sie rede? Ob ich überhaupt so lebe, dass ICH in den Himmel komme?!

Mit zuversichtlichen Grüßen!
Pfarrer Markus Lorek