Leseandacht,

03.05.2025
Leseandacht für Sonntag Miserikordias Domini

Tobias Müller, Gemeindepädagoge aus Schönebeck (Elbe), rät, den Blick auf die schönen Dinge das Alltags zu lenken.

Räuberleiter
Kennen Sie das Lied „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen“ ? Im Refrain heißt es „Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir.“ . Eine unserer Töchter hat, als sie noch klein war, den Text anders verstanden und ihn darum selbstbewußt so gesungen:  „Ich freue mich und bin fröhlicher als ihr.“  Daran musste ich neulich denken, als wir dieses Lied in einem Gottesdienst sangen. Das machte mich fröhlich; vielleicht sogar etwas mehr als die anderen.

Der Text des Liedes stammt aus einem viel älteren Lied, dessen Melodie im Laufe der Zeit verloren gegangen ist: aus Psalm 9. Dort steht:

Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen  und erzähle alle deine Wunder. Ich freue mich und bin fröhlich in dir und lobe deinen Namen, du Allerhöchster.

Mein Eindruck ist der, dass wir viel zu oft unseren Blick auf das gerichtet haben, was uns fehlt oder was aus unserer Sicht schief gelaufen ist. Das scheint uns magisch in seinen Bann zu ziehen. Obwohl gleichzeitig doch so vieles gut ist oder wieder gut geworden ist.

Wenn ich mit Gott rede, dann merke ich manchmal, wie mein Herz leichter wird, wenn ich ihm gute Sachen aus meinem Alltag erzähle und wenn es ganz einfache, selbstverständlich gewordene Dinge sind, wie ein Dach über dem Kopf und genug zu essen zu haben, das Vogelgezwitscher am Morgen und die wärmenden Sonnenstrahlen. Allerdings beginne ich meistens mit dem, was mich bedrückt und sorgt. Aber manchmal bekommt mein Gebet eine Wendung, wenn ich die guten Dinge in den Blick nehme und Gott dafür danke.

Angesichts dieser unzähligen Dinge, die mir gut tun oder manches, was wider Erwarten gut ausgegangen ist, kann und darf ich Gott Komplimente machen und lobende Worte für ihn finden. Gott loben ist wie eine Räuberleiter, die uns helfen kann, aus dem Tal der Tränen und Sorgen wieder herauszukommen.

Probieren Sie das mal aus! Ihr Herz wird dabei vielleicht etwas leichter und froher. Und wer weiß, vielleicht sind Sie am Ende sogar etwas fröhlicher als die anderen. 

Tobias Müller, Gemeindepädagoge in Schönebeck (Elbe)