20.07.2025
Leseandacht zum 5. Sonntag nach Trinitatis
Liebe tut der Seele gut
Wann waren Sie das letzte Mal verliebt? Können Sie sich noch an dieses Gefühl erinnern? Wenn die Welt plötzlich runder, der Mut leichter, das Leben überraschender ist als sonst? Und: Hat es geklappt? Ist der Mensch, in den Sie sich verliebt hatten, heute an Ihrer Seite? Dann dürfen Sie sich glücklich schätzen. Um so mehr, als Einsamkeit bei uns ein großes Problem ist. Und vielleicht können Sie ja gerade jetzt im Urlaub Ihre Liebe neu entdecken und genießen.
Und dabei die Erfahrung machen: ja, es stimmt, Liebe tut der Seele gut.
Unter diesem Motto haben die Kirchen der Berliner Innenstadt vor einiger Zeit eine Kampagne ins Leben gerufen. Von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen leuchten einem gold-weiße Plakate und Banner mit der Aufschrift entgegen: Liebe tut der Seele gut. Dieser auf den ersten Blick vielleicht banal wirkende Satz bekommt sein Gewicht durch den Gegen-Satz, der zum Motto dazugehört: Hass schadet der Seele. Leider breitet sich nicht nur Einsamkeit, sondern auch Hass weiter aus. Besonders in den Kommentarspalten der Sozialen Netzwerke werden kritische, aber sachliche Beiträge zunehmend von abfälligen, verächtlichen Hasstiraden verdrängt. Ich las letzte Woche, dass das BKA und andere Strafverfolgungsbehörden immer häufiger Ermittlungsverfahren wegen Hassrede im Netz einleiten, weil alle Grenzen überschritten sind. Hass ist gefährlich. Denn er führt früher oder später zu (sprachlicher oder auch handgreiflicher) Gewalt. Hass richtet sich in letzter Konsequenz nicht gegen Zustände oder Verhältnisse, sondern gegen Menschen. Darin unterscheidet er sich vom Zorn. Es gibt sicher gute Gründe, zornig zu sein über Missstände oder Ungerechtigkeiten. Auch in der Bibel spielt Zorn eine wichtige Rolle: die Propheten sind zornig über den unfairen und rücksichtslosen Umgang der Menschen miteinander. Darum rufen sie zur Umkehr, d.h. zur Änderung des Verhaltens auf. Sogar Jesus wird zornig, als er im Tempel die Tierhändler und die Geldwechsler sieht, die aus dem „Haus des Gebets“ den reinsten „Konsumtempel“ gemacht haben. Er stößt ihre Verkaufsstände um. Er jagt sie aus dem Tempel. Er prangert ihre Geschäftemacherei an. Aber er greift sie eben nicht körperlich an oder schlägt sie.
In diesen Wochen finden in vielen großen und zunehmend auch kleineren Orten CSD-Paraden statt. Vielleicht sind Sie ja selber mal mit dabei und lassen sich von Lebensfreude und Vielfalt anstecken. Manches, was einem da begegnet, mag einem neu oder ungewohnt vorkommen, nicht alles muss man großartig finden. Aber eine andere Sache ist es, dass die Polizei nicht nur für Verkehrssicherheit sorgen, sondern die Menschen zunehmend vor Anfeindungen und Übergriffen schützen muss. Der Hass im Netz bleibt nicht dort. Er drängt auf die Straße. Das vergiftet unsere Gesellschaft wie auch unsere Seelen. Darum lade ich Sie ein, sich bewusst dem zuzuwenden, was der Seele gut tut: der Besonnenheit, der Heiterkeit und – der Liebe.
Pfr. W.Löbe,