Aug 9, 2025
Leseandacht zum 8. Sonntag nach Trinitatis
Kinder des Lichts
Wer am Sonntag einen evangelischen Gottesdienst besucht, wird vermutlich folgenden Satz hören: „Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ Dieser Satz stammt aus einem Brief, den der Apostel Paulus an die christliche Gemeinde von Ephesus geschrieben hat. In der nächsten Woche ist er uns als Wochenspruch an die Hand gegeben.
Im Epheserbrief heißt es dann weiter: „Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht.“
Wenn man den Brief in Gänze liest, scheint es, als ob die Epheser in ihrem Alltag vor 2000 Jahren die selben Unsicherheiten erlebt haben, wie wir es heute tun und mit ähnlichen Fragen konfrontiert waren, mit denen wir auch heute noch ringen.
In unserem viel zu oft von Finsternis geprägten Leben – damals wie heute und von den kleinen Alltagssorgen bis hin zur komplexen Weltpolitik – können uns die Worte von Paulus eine Orientierung sein.
Denn Licht verändert alles. Es zeigt auf, was vorher vielleicht nicht ohne Grund im Schatten war: die Seiten von uns, die wir lieber niemandem offenbaren wollen, nicht ein mal uns selbst. Aber nur das, was wir erkennen, können wir auch verändern.
Und es scheint auf unsere Unehrlichkeiten und leichtfertig gesprochene verletzende Worte. Auf das Unrecht, das wir einfach aus Bequemlichkeit lieber übersehen. Aber was wir ein mal im Licht gesehen haben, lässt sich nicht mehr so leicht ignorieren und zurück in den Schatten kehren.
Das Licht macht aber auch verborgene Wege sichtbar. Und viele davon sind mit Sicherheit herausfordernde Aufgaben, die wir uns vorher niemals zugetraut hätten und Prozesse, die zunächst schmerzhaft sind, die aber am Ende Heilung bringen.
Dazu braucht es bestimmt oft erst mal einen Weckruf. Der kommt am Ende unseres Abschnitts aus dem Epheserbrief: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“
Was bleibt, wenn die Finsternis weicht? Ich hoffe, es sind „lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit“. Wer die Einladung annimmt, sich seinen Weg von Christus erleuchten zu lassen, kann ebenso als „Kind des Lichts“ im Leben und danach auf Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hoffen.