Aug 12, 2025
Leseandacht zum 9. Sonntag nach Trinitatis
„Gabe verpflichtet“
„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen;
und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern.“ (Lk 12, 48b)
Liebe Leser,
Jesus spricht in diesem Bibelwort, dem Wochenspruch für kommende Woche, von einem geistlichen Grundsatz, der eine gewisse Sprengkraft besitzt: Alles, was wir von Gott empfangen, ist uns nicht zum Eigennutz gegeben, sondern zur Weitergabe und zum Nutzen für andere. Oft vergleichen wir uns mit anderen und sehen, was uns fehlt. Doch Jesus fordert auf, den Blick zu wenden: Was ist mir anvertraut? Worauf kann ich bauen? Wo bin ich im Vorteil gegenüber anderen – und wie kann ich diesen einsetzen für andere…?
So wird die Gabe zur Aufgabe und das sind zwei Seiten einer Medaille. Gaben sind nicht nur Talente im engeren Sinn. Sie umfassen Bildungschancen, Zugang zu Informationen, eine gesicherte Existenz, handwerkliche Fähigkeiten, künstlerisches Geschick, Sozialkompetenz, Organisationstalent – ja selbst Lebenserfahrung, auch die aus schwierigen Phasen.
Doch Gabe wird letztlich zur Aufgabe… Bildung verpflichtet, Unwissenheit zu überwinden und Verantwortung zu übernehmen: Aufklärung und Dialog statt Abwertung und Rückzug.
Zeit ist eine Gabe, die wir in Besuche, Zuhören oder Mitarbeit bzw. ehrenamtliches Engagement investieren können. Einfluss – ob als Führungskraft der Vereinsvorsitz – verpflichtet, für das Gute einzustehen, auch wenn es unbequem ist. Das hinterlässt Spuren in unserem Umfeld und in der Gesellschaft. Sich für das Gemeinwesen und den Nächsten einzusetzen, muss nicht immer spektakulär sein. Es kann heißen: Als Nachbarin eine Einkaufshilfe für den kranken Nachbarn organisieren. Im Sportverein nicht nur an Leistung zu denken, sondern Inklusion zu fördern. In der Politik eine Stimme verantwortlicher Entscheidungen zu sein. Als Unternehmer faire Löhne zahlen und Auszubildenden eine Perspektiven bieten. Sich in Initiativen zu engagieren, die unser Miteinander voranbringen. In der biblischen Perspektive sind wir so viel eher Treuhänder als Eigentümer im Blick auf das, was uns anvertraut ist. Alles, was wir haben, gehört letztlich Gott. Er vertraut es uns an – und fragt am Ende nicht danach, was es uns genützt hat, sondern danach, ob wir mit dem Anvertrauten das Leben anderer gefördert haben.
Gott hat in jeden Menschen sein „Saatgut“ gelegt – unsere Aufgabe ist es, es nicht im Keller zu lagern, sondern diese Saat zu nutzen, damit sie Frucht bringt.
Schon in der kommenden Woche, können wir damit beginnen! Bleiben Sie behütet.