31.05.2025
Leseandacht zum Sonntag Exaudi
von Pfarrer Hartwig Janus aus Aschersleben
Im Sommer lauter Gesang
Ist das schön! Die Farbenpracht im Garten und draußen im weiten Land. Was Sonne und Regen und auch Vogelstimmen da zaubern, das lässt doch endlich einmal wieder ahnen, wie Frühling und Sommer sein sollen. Aber - merkwürdig für jemanden, der mit Musik lebt: Stimmt der Eindruck, dass alle Sommer- und Frühlingslieder alt („Kein schöner Land“) bis uralt sind („schau an der schönen Gärten Zier“)? Ich muss mal meine Kinder fragen, wie das in ihrer Generation ist. Und für „mein Alter“– also sagen wir mal, die Rock-, Pop- und Blues-Generation – weiß ich auch nicht recht.
Vielleicht können wir das mit den Liedern über eine schöne Welt auch einfach nicht so gut wie die Altvorderen. Paul Gerhardt dichtete „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ immerhin in die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges hinein und die hohe Zeit der Volkslieder im 19. Jahrhundert war auch kein Schlaraffenland. Trotzdem sang man voll Gottvertrauen von Schönheit und Dankbarkeit.
Mir kommt es vor, als ob es heute fast umgekehrt ist: Dass es wenig Gottvertrauen, aber dafür eine immer größere Mehrheit dafür gibt, sich auf das Schlechte zu konzentrieren und vor allem: jemandem die Schuld dafür zu geben. Gerade hier bei uns machen diese öffentlichen Beschimpfungen und die Fremdenfeindlichkeit, die damit immer verbunden ist, für mich das Land mittlerweile tatsächlich hässlicher. „Kein unschöner Land“ also, was den mehr als rauhen Ton angeht. Dass der nach außen abschreckt: durchaus gewollt. Komisch, dass ausgerechnet die Früher-war-alles-besser-Leute nicht mehr wissen – früher hätte man gesagt: was sich gehört.
Es braucht wohl heute tatsächlich andere Töne und andere Lieder. Mir scheint das eine Konsequenz aus dem christlichen Glauben zu sein. Wie verschieden man ihn auch auslegt, solche Sätze aus der Bibel (dem Epheserbrief) gehören unverzichtbar dazu: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich…“
Für mich heißt das bestimmt nicht, menschenfeindliches Geschwätz und Gebrüll mit leerem Lächeln zu übergehen, so bequem das auch sein mag. Im Gegenteil: Jeden Menschen als Gotteskind ernstzunehmen heißt auch, seinem Blödsinn zu widersprechen, der ihn selbst und das ganze Länd hässlich macht. Dann muss das Sommerkonzert eben – Liedzitat – auch mal „laut sein, um all den Hass und all die Wut zu übertön’n“, bevor auf das Land wieder „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ passt. Oder was die Jugend eben braucht. Oder die Rock-Pop-Disco-Generation.