26.04.2025
Leseandacht zum Sonntag Quasimodogeniti
"Wie neu geboren" eine Leseandacht von Pfarrer Ulf Rödiger aus Rosenburg
Gelobt sei Gott. In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren. Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. 1. Petrusbrief 1, 3
Die letzten Wochen hatte er das Gefühl, nur mit „halber Kraft“ voran zu kommen. Eine schwere Grippe, ein Urlaub, in dem er sich körperlich eher verausgabt als erholt hatte, schließlich eine verschleppte Bronchitis schmälerten seine Leistungskraft nachhaltig. Bisher hatte er in seinem Leben solche „Zipperlein“ ignoriert und sich keinesfalls von ihnen aufhalten lassen, zumindest so lange es irgendwie ging. Doch immer öfter hatte er das Gefühl, alt zu werden. Er machte es daran fest, dass es nun Zeiten gab, in denen es nicht so ging, wie er wollte. Hinzu kam immer öfter das Gefühl, zur Gruppe der „alten weißen Männer“ zu gehören. In seinen Ansichten und Wertvorstellungen aus der Zeit gefallen, zumindest aus der Zeit der Kinder und Enkelgeneration.
Und nun dieser Bibelvers für den Sonntag der auch noch so hieß: „Quasimodogeniti – Wie die Neugeborenen“. Von einer lebendigen Hoffnung war die Rede, die ihren Grund in der Auferstehung Jesu haben sollte.
Hatte er eine solche Hoffnung und wie sah die aus?
Er erinnerte sich an eine Liedstrophe aus dem Ostergottesdienst: Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß Geschrei; eh er's vermeint und denket, ist Christus wieder frei und ruft "Viktoria" (Sieg), schwingt fröhlich hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält. Er musste Lächeln, denn als er es sang, stellte er sich Trump, Putin, Erdogan, Netanjahu und Weitere vor. Die Staatslenker, die gerade ein „groß Geschrei“ machten und alles, wofür Christus ans Kreuz gegangen war, mit Füßen traten. Ihnen gegenüber stand der Auferstandene mit einem „Fähnlein“ in der Hand, wie auf manchen Altären. Ein verrücktes Bild, aber zugleich ein Bild das ihn tröstete. Jenseits all dieser Typen gab es Jesus, den Leute wie diese auch heute noch umgebracht hätten, aber der einfach nicht tot zu kriegen war. Vor allem nicht, weil in seiner Nachfolge immer wieder Menschen aufstanden, die seine Werte lebten und verkörperten.
Das tröstete ihn tatsächlich. Denn damit war auch Christi Botschaft von Mitmenschlichkeit, von Gewaltverzicht, von Barmherzigkeit, von sozialem Ausgleich und der gleichen Würde aller Menschen, nicht aus der Welt zu bringen. Und er hatte das Glück, darauf vertrauen und davon erzählen zu können, solange er lebte und täglich neu.
Reste eines Epitaphs in der Barbyer Johanniskirche
Aufnahme: Ulf Rödiger