23.10.2025
Zeitungsandacht zum 19. Sonntag nach Trinitatis
"Geheimwaffe Gott"
Wie beendet man eigentlich einen Krieg? Wie Kriege beginnen, das sieht man ja allerorten - in der großen Weltpolitik aber auch in den kleinen Zwistigkeiten des Alltags. Aber wie kann es gelingen, dass ein Krieg aufhört? Beim Schreiben dieser Zeilen sind mir noch Kostüme und Kulissen vor Augen und vor allem Lieder vor Ohren, denn am vorigen Wochenende war die Ascherslebener Kindermusical-Woche zu Ende gegangen, die „David und Goliath“ in Groß Börnecke und Ermsleben auf die Bühne gebracht hat. Und der Schlusssatz des Musicals lautete „Ein kleiner Stein beendet den Krieg“.
David, der Hirtenjunge, hat den riesigen Krieger Goliath ja bekanntlich mit einer Steinschleuder zur Strecke gebracht. Raffiniert, beinahe lässig und erstaunlich unblutig. Kriege enden nämlich nur in 20% aller Fälle mit einer Niederlage und dem Eingeständnis derselben, sagen Forscher. Eindrücklichstes Beispiel ist die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht 1945. In vielen Fällen aber erlahmen Kriege und verebben wegen Erschöpfung und Mangel an Geld oder Kraft. Das ist das schrecklichste am Krieg. Die schier nicht enden wollende Spirale aus Gewalt und Zerstörung ohne Friedensoptionen am Horizont.
Mühsam aber zum Glück nicht ganz selten führt der Weg aus dem Krieg über den Verhandlungstisch. Auch in der biblischen Geschichte stehen sich zwar zwei Kriegsheere gegenüber, aber aktiv werden neben dem König Saul nur zwei Personen: David und Goliath. Und ein Großteil der Auseinandersetzung, wie sie uns die Bibel schildert, besteht aus Wortgefechten. Goliath, als Inbegriff des Unbezwingbaren ist zwar furchteinflößend, aber nicht handgreiflich. Wer weiß, vielleicht tut er viel stärker, als er eigentlich ist? Jedenfalls erzählt die Bibel, wie wortgewaltig er ist: Vierzig Tage lang verspottet er Gott und sein Volk.
Am größten beim Volk Israel und dem König ist also nicht Schmerz oder Trauer über Kriegstote, sondern Angst. Und hier kann David punkten. Er hat keine Angst. Er geht in den Zweikampf mit Gottvertrauen und dem kühnen Blick auf Gottes Perspektive der Dinge. Denn David ist nicht nur Hirte, der weiß, was es heißt Verantwortung zu übernehmen, sondern auch Musiker. Berühmt geworden ist David für Lieder, wie "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln". Und Singen hilft erwiesenermaßen gegen Angst. Entsprechend lautete der Titel des Kindermusicals "Wer singt, hat keine Angst".