Leseandacht,

19.06.2025
Leseandacht zum 1. Sonntag nach Trinitatis

Johannistag: Warum es nie zu spät ist, den Kurs zu ändern

Wer am 24. Juni einen Blick in den Kalender wirft, stößt auf einen eher unbekannten Feiertag: den Johannistag. Gewidmet ist er Johannes dem Täufer – einem Mann, der in der Bibel durch seine Lebensweise ziemlich auffällt. Stellen Sie sich das so vor: Da steht jemand mitten in Ihrem Ort. Er trägt einen Mantel aus Kamelhaar und ernährt sich von Honig und Heuschrecken. Nicht gerade der typische Zeitgenosse – weder heute noch damals.
Doch nicht nur seine Kleidung und Ernährung lassen ihn aus dem Rahmen fallen. Auch seine Botschaft ist ungewöhnlich: „Kehrt um!“ Das klingt übergriffig, oder? Was fällt Johannes ein? Bin ich nicht mein eigener Herr? Bin ich nicht meines eigenen Glückes Schmied? Doch im Kern betrifft es uns doch alle. Johannes will uns anrühren, will in uns den Mut wecken, Veränderungen herbeizuführen – den Mut, den Blick zu wenden und Neues zu wagen.
Daran erinnert uns der Johannistag. Er markiert nicht nur den Sommer und das Ende der Spargel- und Rhabarberernte, sondern steht auch für Aufbruch und Veränderung. Was das betrifft, so steht Johannes selbst, wie kaum ein anderer, für einen radikalen Ruf zur Umkehr. Vor 2000 Jahren forderte er die Menschen mit einfachen und klaren Worten auf, ihr Leben zu überdenken. Sie sollten umkehren zu Gott und Buße tun.
Für Johannes selbst war dies kein einmaliger Akt, sondern ein lebenslanger Prozess. Immer wieder neu soll der Mensch sich reflektieren und die alten, bequemen Wege verlassen. Inhalte seiner Botschaft waren zum Beispiel: Wer viel zu essen hat, soll teilen; Zöllner sollen ehrlich sein; Soldaten sollen niemandem Gewalt noch Unrecht antun.
Für Johannes war es wichtig, dass der Schritt der Umkehr jederzeit möglich ist. Heute würde man sagen: Es ist nie zu spät! Jeder Tag bietet uns eine neue Chance, alte Wege zu verlassen und sich Gott zuzuwenden. Gottes Liebe, seine Geduld und Barmherzigkeit sind viel größer als die eigenen Schwächen und das eigene Versagen.
Vielleicht ist heute Ihr Tag, an dem Sie sich fragen: Brauche ich einen Neuanfang? Wo kann ich konkret Frucht bringen, die einer Umkehr entspricht? Johannes der Täufer lädt uns alle ein, einen Schritt zu wagen – hin zu Gott. Immer und immer wieder neu.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sommer,
Ihr Erik Hannen